Ich bin angekommen.....

Montag, 27.06.2016

Am 30.05.16 um 18:30 war es soweit: der Flieger hob in Düsseldorf ab und ich machte mich auf meine lange Reise. Der Flug ging über London Heathrow nach Hongkong und von Hongkong nach Melbourne. In Melbourne kam ich am 01.06.16 morgens um 06:30 gut aber mega erschöpft an. Ich wollte nur noch eins: schlafen. Ich hatte zwar immer meinen Fensterplatz aber schlafen war irgendwie nicht möglich. Zum Einen weil ich pünktlich beim Besteigen des Flugzeugs in Düsseldorf eine Erkältung mit an Board genommen habe und zum Anderen, wie sollte es auch anders sein, wieder sehr sehr viele Gedanken hatte.... Ist das alles richtig was du da getan hast? Ein Jahr weg von zu Hause? Du hast keine Wohnung und kein Auto mehr... Was ist wenn es dir doch nicht mehr gefällt? Was ist wenn du keinen Job bekommst? Fragen über Fragen, Zweifel über Zweifel. Obwohl ich genau wusste das ich eigentlich nur bis Freitag "alleine" bin, konnte ich all diese Gedankengänge nicht stoppen. In Melbourne angekommen, checkte ich in dem Hostel ein, in welchem ich bereits bei meiner ersten Reise "gewohnt" habe. Einige vertraute Gesichter waren noch da und man fiel sich vor Freude in die Arme. Glücklicherweise bekam ich sofort mein Zimmer und musste nicht noch bis 14 Uhr warten. So konnte ich mich also direkt schlafen legen. Mein Roommate, eine Französin, war bereits wach und empfing mich sehr herzlich. Obwohl wir uns vorher noch nie begegnet sind verstanden wir uns auf Anhieb. So verbrachte ich den Mittwoch Abend und den Donnerstag mit ihr. In Melbourne sollte es allerdings nur ein kurzer Stop werden. Denn Donnerstag Abend ging es mit dem Bus über Nacht weiter nach Mildura. Dort erwarteten mich im Working Hostel Niklas und Max. Die beiden habe ich bereits Anfang Februar im ersten Hostel in St. Kilda kennengelernt und wir haben viel Zeit miteinander verbracht. Die beiden sind zwei Freunde und kommen aus Berlin. Der Kontakt brach nie ab, so dass ich mich entschieden hatte zuerst zu vertrauten Personen zu fliegen. Zudem bedeutet Working Hostel das man Arbeit vermittelt bekommt. Die Fahrt von Melbourne nach Mildura dauerte 9 Stunden. Allerdings fuhr ich nicht alleine, sondern wurde von der Französin begleitet. So kamen wir also Freitags früh um sechs Uhr in Mildura an. An der Railway Station wurden wir von einem Mitarbeiter des Hostels abgeholt. Ismaën, die Französin, und ich wurden in einem leeren Acht-Bett Zimmer, direkt neben Niklas und Max Zimmer untergebracht. Nachdem wir das Zimmer und den Ort inspiziert hatten, legten wir uns erstmal schlafen. Am Nachmittag füllte sich nach und nach das Hostel, da alle von der Arbeit kamen. So auch Max und Niklas. Die Freude über das Wiedersehen war groß und wurde am Abend direkt mit einem Besuch im Club gefeiert ?. Ansonsten war es eher ein erstes ruhiges Wochenende zurück in Australien. Montags starteten Ismaën und ich auch schon direkt mit unserem ersten Job, nämlich Farmwork. In unserem Fall fuhren wir ca. 1 h 20 m auf eine Farm mit Mandarinen. Wir wurden mit entsprechenden Utensilien ausgestattet und schon ging es los. Wir waren 16 Leute aus dem Hostel und arbeiteten jeweils zu zweit. Jede Gruppe erhielt einen eigenen Bin. Das Ziel des Tages war es so viele Bins wie möglich zu füllen, da man pro Bin bezahlt wird und nicht pro Stunde. Pro Bin erhält man 85$ abzüglich Tax. Ein Bin ist übrigens eine sehr sehr große Kiste (ca.1,5m x 1,5m).
Tja da stand ich nun umgeben von hohen Mandarinenbäumen, von Kopf bis Fuß so dicht eingepackt das auch bloß kein Insekt, allem voran Spinnen, die Chance hatten irgendwo unter meine Kleidung zu kriechen. Ich überwand meine Angst und legte los. Dazu müsst ihr euch vorstellen das die Bäume sehr dicht nebeneinander stehen und man zwischen die Äste geht bzw mit der Leiter hochoben im Baumwipfel hängt. Ich hätte mich teilweise schon gerne selber gefilmt ? aber dazu blieb keine Zeit da wir ja ein Ziel hatten. Eine Stunde vor Ende bekamen wir netterweise Hilfe von den schnellsten Jungs aus unserer Gruppe so das Ismaën und ich sage und schreibe zwei ganze Bins geschafft haben. Die Bezahlung für diesen Knochenjob ist wirklich eine Frechheit, also beschlossen wir auf dem Heimweg das wir den Job kündigen und auf etwas anderes warten werden. An dieser Stelle möchte ich gerne erwähnen das ich meinen ? ziehe vor den Leuten, die Früchte und Gemüse ernten. Während Ismaën zwei Tage später schon in der Beans Factory anfangen konnte, hieß es für mich noch warten. Eine Woche langweilte ich mich bis alle Feierabend hatten aber das warten hat sich gelohnt. Denn seit zwei Wochen arbeite ich bei Country Care. Country Care ist eine Firma die Rollstühle, spezielle Krankenbetten, Rollatoren, Matratzen etc. für Krankenhäuser, Altenheime oder pflegebedürftige Menschen herstellt. Meine Tätigkeit besteht darin die Stoffe und Schaumstoffe zu schneiden, mit der Klebemaschine zu arbeiten, zu bohren und zu schrauben. Im Prinzip produziere ich die Rollstühle etc. bis sie zur Auslieferung bereit sind. Es ist sehr interessant hinter die Kulissen zu schauen wie solche Sachen hergestellt werden und ich muss ehrlich sagen, die Arbeit macht mir einen riesen Spaß. Ich hätte niemals gedacht das mir auch Handwerksarbeit gefällt. Jeden Tag lerne ich etwas Neues dazu und habe meinen eigenen Handlungsspielraum. Zudem werde ich auch noch an der Nähmaschine angelernt. Gar nicht mal so einfach aber der Ansporn ist da. Die Mitarbeiter, bis auf eine Frau, Ismaën und ich sind alles Männer. Die ersten zwei Tage hatte ich extreme Probleme den australischen Akzent der Kollegen zu verstehen doch mittlerweile verstehe ich ihn immer besser und wenn ich mal was nicht verstehe wird eben nachgefragt, zur Not auch dreimal ?. Meine Dienstzeiten sind von Montag-Freitag 7-16 Uhr. Jeden Freitag gibt es nach Feierabend eine Runde ? um das Wochenende einzuläuten und immer am Ende des Monats wird ein Barbecue ? (Barbecue bedeutet in Australien Hamburger) in der Pause gemacht.
In der Zwischenzeit bin ich aus meinem Achterzimmer aus- und bei Max, Niklas und Anna ins Vierer-Zimmer eingezogen. Es ist sooo viel gemütlicher in diesem kleinen Zimmer. Neben zwei Hochbetten steht noch ein kleiner Sessel drin und wir besitzen einen eigenen Toaster, Sandwichmaker, Wasserkocher und eine Mikrowelle. Fast jeden Abend wird unter der Woche Abends ein Film über den Laptop geguckt. Also alles sehr entspannt.

Nun bin ich bereits vier Wochen von zu Hause weg und mein bisheriges Fazit? Ich bin froh das ich mich zu diesem Schritt entschieden habe. Mein Bauchgefühl hat mich wieder nicht im Stich gelassen. Ich habe mich sehr gut eingelebt und bin glücklich hier zu sein. Natürlich möchte ich nicht verleugnen das ich in der ersten Woche neben dem Jetlag auch sehr mit meinem Heimweh zu kämpfen hatte. Doch Dank der neuen Medien wie Whats App, FaceTime und Co bin ich ständig in Kontakt mit meinen Liebsten zu Hause ❤️.

Cheers und bis Bald ❤️??

Hong Kong